Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Baumgartl,
sehr geehrte Marktgemeinderätinnen und -räte,
der Marktgemeinderat möge folgendes beschließen:
- Im Rahmen der internationalen Kampagne von Transfair „Fairtrade-Towns“ den Titel „Fairtrade-Gemeinde“ anzustreben;
- Einen Vertreter/Vertreterin der Gemeinde in die lokale Steuerungsgruppe für die Koordination lokaler Aktivitäten zu entsenden;
- Bei Veranstaltungen im Rathaus sowie im Bereich des Bürgermeisterbüros ein Getränk (Saft, Kaffee, Tee) und ein weiteres Produkt (z.B. Kekse, Chips) aus fairem Handel zu verwenden;
- Diese Entscheidung über die üblichen Kommunikationswege (Homepage, Amtsblatt, Pressemitteilung) mitzuteilen und regelmäßig (ca. einmal im Quartal) über Aktivitäten zu berichten.
Begründung:
1992 startete der gemeinnützige Verein TransFair seine Arbeit mit dem Ziel, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern und durch den Fairen Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Der Faire Handel unterstützt Produzentinnen und Produzenten, insbesondere benachteiligte kleinbäuerliche Familien in den Entwicklungsländern, um ihnen eine menschenwürdige Existenz aus eigener Kraft zu ermöglichen. Zum Beispiel decken die festgelegten Mindestpreise die Produktionskosten und sichern so das Existenzminimum. Die gezahlten Aufschläge ermöglichen eine Investition in die Zukunft. Die Standards des Fairen Handels entsprechen den internationalen Standards der Fairtrade Labeling Organization International (FLO). Die unabhängige FLO-CERT GmbH mit Sitz in Bonn stellt sicher, dass die Produkte mit dem Fairtrade-Siegel nach den internationalen FLO-Standards produziert und gehandelt werden. Die Kampagne „Faitrade-Towns“ startete im Jahre 2000 mit großem Erfolg in Großbritannien. Weltweit existieren über 600 Fairtrade-Towns, wie z.B. London, Rom, Brüssel, San Francisco und Kopenhagen.
In Deutschland wird die Kampagne seit Januar 2009 durchgeführt. Die OrganisationTransFair e.V. vergibt in Deutschland das Fairtrade-Siegel.
Eine Fairtrade-Town kann ein Kreis, eine kreisfreie Stadt, eine Gemeinde/Stadt, ein Dorf oder eine Region sein. Der Status wird einer Gemeinde verliehen, wenn die folgenden fünf weltweit einheitlichen Kriterien erfüllt sind:
- Es liegt ein Beschluss des Gemeinderates vor, als Gemeinde den Titel „Fairtrade-Gemeinde“ anzustreben und bei allen Sitzungen des Gemeinderates und seiner Ausschüsse sowie im Büro des/der Bürgermeister/in Fairtrade-Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus Fairem Handel (z.B. Tee, Saft) zu verwenden.
Die Umstellung auf fair beschaffte Produkte muss nicht immer zu (größeren) Mehrkosten führen. Fair gehandelten Kaffee bieten z. B. bereits mehrere Discounter zu günstigen Preisen an. Auf die Tasse oder Glas umgerechnet ergeben sich meist nur wenige Cent mehr für einen fair gehandelten Kaffee, Tee oder Orangensaft. - Es wird eine lokale Steuerungsgruppe gebildet, die auf dem Weg zur „Fairtrade-Gemeinde“ die Aktivitäten vor Ort koordiniert. Die Steuerungsgruppe soll sich zusammensetzen aus Vertretern verschiedener Zielgruppen. Mindestens sollten jeweils folgende Bereiche vertreten sein: Gemeindeverwaltung/Gemeinderat, Eine-Welt, (Einzel-)handel. Weiterhin sollen Vertreterinnen/Vertreter aus Kirchen, Schulen, Vereinen und Medien hinzugezogen werden.
- In den lokalen Einzelhandelsgeschäften werden gesiegelte Produkte aus fairem Handel angeboten und in Cafes und Restaurants werden Fairtrade-Produkte ausgeschenkt. Die Anforderung ist nach Einwohnerzahlen gestaffelt; bei einer Einwohnerzahl um die 10.000 müssen dies 4 Geschäfte und 2 Gastronomiebetriebe sein.
- In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen werden Fairtrade-Produkte verwendet und es werden dort Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“ durchgeführt. Bei einer Einwohnerzahl von ca. 10.000 müssen eine Schule, Verein und Kirche gewonnen werden. Damit soll die Sensibilisierung und das Bewusstsein zu diesem Thema zum Beispiel in den Schulen gesteigert werden.
- Die örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zur „Fairtrade-Gemeinde“. Eine kontinuierliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit trägt maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für eine „globale Verantwortung“ und „fairen Handel“ in der Bevölkerung zu steigern. Angedacht sind beispielsweise Veranstaltungen und Aktionen im Rahmen der Fairen Woche, Medienarbeit usw.
Mit dem Beschluss würde die Marktgemeinde den fairen Handel auf kommunaler Ebene fördern und die im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen verabschiedeten Entwicklungsziele für eine bessere, gerechtere und sichere Welt unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Roswitha Ziegler
Marktgemeinderätin
Birgit Schmitt
Marktgemeinderätin
Beschluss des Marktgemeinderats Werneck vom 24. Juli 2012
Beschlussvorschlag
Die 1. Bürgermeisterin schlägt als Beschlussvorschlag vor, die Empfehlung auszusprechen, tätig zu werden und einen Impuls zu geben mit dem Ziel „Fair-Trade-Gemeinde“ zu werden.
Beschluss
Der Marktgemeinderat beschließt die Empfehlung auszusprechen, tätig zu werden und einen Impuls zu geben mit dem Ziel „Fair-Trade-Gemeinde“ zu werden.
Der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen vom 02.05.2012 wird zum Bestandteil dieses TOP erklärt und dieser Sitzungsniederschrift beigefügt.
Abstimmungsergebnis: Dafür: 10, Dagegen: 9