Eingeladen von Bündnis 90/Die Grünen las Gabriele Noack am 19.07.2018 ab 19:30 Uhr im Pfarrzentrum Werneck aus ihrem Buch „Mein Glück kennt nicht nur helle Tage“.
Nach einer kurzen und berührenden Einführung vom grünen Bezirktagsdirektkandidaten Dr. Edwin Gehring über seine eigenen Erfahrungen ein Kind mit Behinderung aufzuziehen, gestaltete Frau Noack den Abend als eine Mischung zwischen Lesung und Frage- bzw. Diskussionsrunde. Nach der Veranstaltung diskutierten die Teilnehmer noch über die neu gewonnenen Einblicke.
Die Autorin verarbeitet in ihrem Buch ihre Erfahrungen und Gefühle ein behindertes Kind aufzuziehen. Sie beschreibt detailliert wie sie und ihre Familie den Zeitraum von den ersten Hinweisen, über die Zeit der Hoffnung bis hin zu Einsicht und Akzeptanz erlebt haben. Das Schreiben sieht sie als Überlebensmittel an – auch heute führt sie noch Tagebuch und beschreibt ihr Leben in einem Online-Blog.
Das erste Kind der Familie kommt ohne Komplikationen zur Welt und entwickelt sich normal. Nach der Geburt des zweiten Kindes wird bei der routinemäßigen Kontrolle des Gehirns allerdings eine Anomalie festgestellt. Während den nachfolgenden Untersuchungen wacht der kleine Junge nach einer Narkose nicht wieder auf – über Tage hinweg muss das Kind künstlich beatmet werden: „Seit Tagen scheint das Schicksal uns zu torpedieren – obwohl wir doch schon am Boden liegen.“
Die Fähigkeit selbstständig zu Atmen setzt zum Glück wieder ein. Im ersten Lebensjahr wächst das Kind, wenn auch in der Entwicklung stark verzögert, einigermaßen normal auf. Der Junge beginnt sich eigenständig zu drehen, greift selbstständig nach Dingen. Die Eltern beginnen auf ein normales Leben für ihren Sohn zu hoffen. Frau Noacks mitgereister Ehemann bemerkt dazu: „Hoffnung ist etwas Quälerisches. Uns geht es erst wieder gut seit wir die Hoffnung aufgegeben haben.“
Nach circa einem Jahr kommt es zum ersten epileptischen Anfall des Jungen. Ab diesem Zeitpunkt stoppt die Entwicklung des Kindes. Die Anfälle treten in den verschiedensten Ausprägungen, Stärken und Dauer auf. Alle Versuche die Epilepsie mit verschiedensten Medikamenten zu lindern oder Anfälle zu verhindern scheitern.
Die Hoffnung, dass ihr Kind ein normales und eigenständiges Leben führen kann, hält bis zum dritten Lebensjahr an. Erst dann beginnen die Eltern das Schicksal ihres Sohnes zu akzeptieren. Die Entwicklung des mittlerweile fast sechs-jährigen Kindes ist rückläufig – die Eltern betonen aber, dass es ihm gut geht, dass der Junge selbst zufrieden ist, dass er den Großteil der Zeit nicht leidet. Mit der Zeit kommt die Erkenntnis: „Unser Sohn ist behindert. Na und? Was heißt das schon? Er ist unser Sohn.“